Europera 5

von John Cage, 1999

John Cage ist ein zentraler Grundstein in der Welt der Zeitgenössischen Musik. Mit ihm sich auseinanderzusetzten war für dieses Produktions-Team: Vergnügen, Herausforderung und unendliche Inspiration.
Konzeption: Christina Tappe, Andreas Rochholl
Mit: Catherine Gayer – Sopran, Günter Neumann – Tenor, Amaral Vieira – Piano und Klaus Geitel – Grammophon

Premiere: 06. November 1999 im Hebbel-Theater
Eine Koproduktion der Zeitgenössischen Oper Berlin mit der Komischen Oper Berlin und dem Hebbel-Theater

Europera

Der Titel “Europera” (im Plural “Europeras”) ist ein Wortspiel und bedeutet sowohl “Your Opera” als auch “Europe’s operas”. Auf der Grundlage des kompositorischen Materials der Opern des 18. und 19. Jahrhunderts dekonstruierte John Cage mittels Zufallsoperationen die Sprache der klassischen Oper und ließ gleichzeitig eine Hommage an eben diese Opernwelt entstehen. “200 Jahre schickten uns die Europäer ihre Opern, jetzt schicke ich sie ihnen alle wieder zurück” — mit dieser Feststellung begann John Cage 1987 “Europeras 1 & 2” zu schreiben. Diese ersten beiden Opern waren hochkomplex. Nicht nur die Musik in der Besetzung für großes Orchester wurde systematisch dem Zufallsgenerator unterworfen, sondern auch Bühnenbild, Requisiten, Licht, Tanzfiguren und Opernarien: der Versuch, das Musiktheater-Geschehen völlig neu zu organisieren. Der reale, nicht planbare Zufall des Lebens ließ kurz vor der Premiere Pierre Boulez’ in den sechziger Jahren ausgesprochene Forderung “Sprengt die Opernhäuser in die Luft” Wirklichkeit werden: das Opernhaus in Frankfurt brannte nieder und damit auch Großteile der Europera-Produktion. Auch wenn es in der Folge zur Aufführung kam, besann sich John Cage bei seiner Fortsetzung der Europera-Serie auf Reduktion. Aus einem großen Fest für die ganze Welt der Oper wurde in Europera 3 eine dramatische, dichte, wagnerianische und in Europera 4 eine kunstvolle, mozartische, vergnügliche Kammeroper. Europera 5 ist die reduzierteste Form. Zwei Sänger, ein Pianist und ein Grammophon-Spieler interpretieren jeweils sechs von ihnen ausgewählte Werke der Opernliteratur und bringen somit ihre langjährigen Opernerfahrungen auf die Bühne. Diese stehen vom Zufall dirigiert unabhängig nebeneinander und verbinden sich mit den persönlichen Opernerinnerungen eines jeden Zuschauers. John Cage hörte die Premiere seiner letzten Oper im Garten des Museum of Modern Art in New York. Es war die letzte Aufführung, die er erleben sollte.